
Von der Leichtathletin zur Ministerpräsidentin
Es ist ein Novum in der politischen Landschaft der Bundesrepublik. Erstmals wird eine ausgewiesene, erfolgreiche Leichtathletin Ministerpräsidentin eines Bundeslandes. Anke Rehlinger – mit Mädchenname Anke Moos – kam 1988 zum LC Rehlingen. Am Peter-Wust-Gymnasium Merzig hatte die Sportlehrerin Gabi Husung, die noch heute Trainerin beim LCR ist, das sportliche Talent entdeckt. Schon im selben Jahr, als Zwölfjährige, stand Anke Moos im Saarland an der Spitze in den Disziplinen 60 Meter Hürden, Kugelstoß, Diskuswurf, Ballwurf, Vierkampf und in den Staffeln 4x50 Meter und 3x800 Meter. Im Blockmehrkampf (3.839 Punkte) verfügte sie über einen enormen Vorsprung von fast 1.000 Punkten.
Fortan konzentrierte sie sich auf die Würfe und dominierte im Kugelstoßen und Diskuswerfen das Geschehen bis Anfang der 2000er Jahre. Einen bedeutenden Anteil daran hatte ihr Trainer Lothar Altmeyer, der für sie ab1994 zuständig war und sie mit der neu aufgekommenen Drehstoßtechnik vertraut machte. „Das passte" sagt er, „weil sie ja eine gute Diskuswerferin war." Die Umstellung zahlte sich aus mit einer phänomenalen Steigerung von 13,76 Meter auf 15,06 Meter im Jahr 1995. 1996 stieß die damals 20-Jährige die Kugel auf 16,03 Meter – bis heute ein unübertroffener Saar-Rekord. Als zweite Bestmarke hält sie seit 1995 den saarländischen Jugendrekord im Diskuswurf mit 49,16 Metern. Ihre größten nationalen Erfolge waren die Bronzemedaille bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 1995 im Diskuswurf und der Titel bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften 1998 im Kugelstoß. Die Leistungssportkarriere klang Ende der 90er Jahre aus, als sie das Training wegen der Vorbereitung ihres Jura-Examens zurückschrauben musste und die Kugel unter 15 und der Diskus unter 40 Metern aufschlug. Rückblickend meint Lothar Altmeyer, der seinen Schützling Valentin Moll zum Saar-Rekord von 20,20 Meter geführt hat: „Mit meinem heutigen Wissen über die Drehstoßtechnik hätte ich damals Anke sicher über die 17 Meter gebracht."
Nach einer mehrjährigen Pause wurde sie 2013 als Senioren-Leichtathletin (W35) reaktiviert. Sie wurde Mitglied der von Margret Klein-Raber initiierten Startgemeinschaft "Equipe Saar" und leistete wertvolle Hilfe bei Kugelstoß und Diskus. Einer der größten Erfolge war 2014 der Sieg bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft in Essen. Zu dem Siegerteam gehörten vom LC Rehlingen: Bianca Kappler, Margret Klein-Raber, Patricia Metzger und Anke Rehlinger.
Ihren letzten offiziellen Wettkampf bestritt sie während der Pandemie am 2. August 2020 bei einer Seniorenveranstaltung in Rehlingen. Die dort erbrachten Leistungen (Kugel 10,05 m; Diskus 31,02 m) wurden in einer virtuellen Weltmeisterschaft mit der Silbermedaille in der Klasse W40 belohnt.
Der LCR ist natürlich stolz darauf, eine solche Karriere begleitet zu haben. Der LCR-Vorsitzende Thomas Klein drückt das so aus: „Ankes erfolgreiche sportliche Laufbahn spiegelt sich in ihrer bescheidenen, fleißigen und bodenständigen Art als Athletin wider. Diese Werte machten, zusammen mit ihrer Glaubwürdigkeit, den Erfolg bei der Wahl zur Ministerpräsidentin aus. Wir wünschen Anke für ihre schwierigen Aufgaben und Herausforderungen alles Gute."