
An der Côte gut trainiert
Mit einer stattlichen Gruppe von 130 Teilnehmern absolvierte der LC Rehlingen das diesjährige Oster-Trainingslager in Sainte Maxime an der Côte d’Azur. Zum 26. Mal wurde den Aktiven, Jugendlichen und Freizeitsportlern der gleiche Rahmen geboten: nicht nur das stabil gute Wetter, auch die vielseitigen Möglichkeiten sich für den Sommer fit zu machen. Und natürlich, wie LCR-Vorsitzender Thomas Klein beim „Pot d’accueil“ betonte, die sehr gute Aufnahme und Beköstigung durch das Team um Sandrine Brosseau im Ferienzentrum UNIVAC-Le Capet. Dennoch bietet jedes dieser Camps seine Besonderheiten. Dazu gehörte diesmal die überraschende Teilnahme des deutschen Sprintkönigs Julian Reus, der den nationalen Rekord über 100 Meter hält und als Aktiver zehnfacher Deutscher Meister ist. Seine unkomplizierte Art, mit den für ihn neuen Bedingungen umzugehen und sich mit seiner Familie in die Gruppe einzufügen, beeindruckte alle.
Die LCR-Fitness- und Vital-Tage boten viele Anreize sich als Leistungssportler, aber auch als Gelegenheitssportler zu betätigen. Als Trainingsorte standen das Stadion, der zugehörige Kraftraum, ein Fitnessparcours, ein modernisierter Kletterpark, der Sandstrand und der Uferweg an der Bucht von Saint-Tropez zur Verfügung. Acht Trainer/innen ( Michael Berndt, Holger Hoffmann, Gabi Husung, Beate Klein, Robert Meurer, Peter Ney, Ralf Ruth und Carsten Schmitt) kümmerten sich um die verschiedenen Gruppen, die teilweise sehr klein waren. Die Radsportler konnten sich in gewohnter Weise im Hinterland austoben, einige scheuten sich nicht, Runden von mehr als 100 Kilometern zurückzulegen. Der Trainingsrhythmus wurde durch Ausflüge unterbrochen. Diesmal ging es z.B. in das Künstlerdorf Saint-Paul-de-Vence bei Nizza. In angenehmer Entfernung waren Saint Tropez und Grimaud zu erreichen. Eine Tagestour führte bis zur Insel Porquerolles, wo eine 13-Kilometer-Wanderung bewältigt wurde.
Die Gesamtbilanz fiel sehr positiv aus. Trainerin Gabi Husung, die die größte Jugendgruppe leitete, stellte fest: „Es war eine erfolgreiche Woche, wir haben sehr gut trainiert und die Einstellung der Gruppe hat gepasst. Nur müssen noch einige lernen, dass Leistungssportler früher ins Bett gehen.“ Für Neuling Lena-Marie Serf war es „eine tolle Erfahrung, und es war schön am Meer entlang zu laufen.“ Sie bedauerte ein wenig, dass für sie als Mittel- und Langstrecklerin kein passender Trainer dabei war. Für den 17-jährigen Kugelstoßer Timo Spath, der zum dritten Mal Sainte Maxime erlebte, war es „ganz cool“. Leider zwang ihn nach kurzer Zeit eine Fußverletzung, das geplante Technik-Training aufzugeben. Stattdessen wuchtete er im Kraftraum die Gewichte nach oben. Der Osterlauf, der wie immer am Meer entlang führte, bildete den sportlichen Abschluss. Sieger wurde Tim Hoffmann, der wegen Klausuren an der Uni erst zwei Tage zuvor angereist war. Den bunten Abend gestalteten die Kinder und Jugendlichen mit kleinen Sketches. Es war auch die Gelegenheit, dem Personal des Zentrums und allen Mitwirkenden des Trainingslagers zu danken.
Talk mit Julian Reus
Ein Highlight des LCR-Trainingslagers war sicherlich die Talkrunde mit den Jugendlichen, Trainern und Aktiven, in der Julian Reus bereitwillig Auskunft über seinen Werdegang als Jugendlicher und als Profi-Sportler gab. Bereits mit sechs Jahren entschied er sich für die Leichtathletik, mit elf Jahren wechselte er aus seiner hessischen Heimat nach Erfurt ins Sportgymnasium und Internat. Dort betrieb er die Leichtathletik zunächst als Mehrkämpfer. Mit 16 wurde sein Sprinttalent deutlich, und er steigerte sich konsequent bis zur deutschen Spitze. Auch der langwierige Heilungsprozess nach einer Borreliose-Infektion in den Jahren 2008/2009 hielt ihn nicht davon ab, seine Sprintkarriere fortzusetzen. Mehrmals steigerte er den deutschen Rekord auf zuletzt 10,01 Sekunden. Sein Traum ist es, einmal die 10 Sekunden zu unterbieten. Dafür führt er als Profisportler einen konsequenten Lebensstil. „Ich trainiere in Erfurt sechs- bis achtmal die Woche, eigentlich befinde ich mich ständig im Trainingslager“, erklärt er den Zuhörern. Neben der täglichen physiotherapeutischen Behandlung nimmt er auch einmal pro Woche psychologische Betreuung in Anspruch. Es geht darum, die hohe Anspannung bei einem Wettkampf mit der notwendigen Lockerheit im Sprint in Einklang zu bringen. Nach der Fragestunde malte er sein Autogramm auf die Spikes der jugendlichen Fans. Dass er sich als Athlet des Erfurter LAC dem Camp des LC Rehlingen angeschlossen hat, hängt mit den engen freundschaftlichen Verbindungen seiner Frau Anne (geb. Neubauer) und deren Familie mit Margit und Lutwin Jungmann zusammen.
Während alle anderen an Ostermontag wieder daheim waren, blieb Julian Reus noch bis Ende der zweiten Woche vor Ort, um sieben Trainingseinheiten im Stadion oder im Kraftraum abzuspulen. „Ich kann hier gut trainieren, ich habe alles vorgefunden, was ich brauche, auch im Kraftraum. Nur habe ich es gerne noch ein bisschen wärmer, aber Ostern ist diesmal ja sehr früh“, resümierte er seine Situation und fuhr fort: „Diese große Gruppe ist eine schöne Mischung aus aktiven Sportlern, Familien und Freizeitsportlern. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.“ Zu seinem Wohlbefinden trug bei, dass er neben seiner Familie mit dem neun Monate alten Töchterchen Ella auch seinen Physiotherapeuten dabei hatte.
Lutwin Jungmann